Wer die Ortschaft Obertilliach kennt, der weiß, dass die traditionellen Häuschen im denkmalgeschützten Ortskern überwiegend mit Holz verkleidet sind. Die enge Aneinanderreihung der Häuser macht das Dörflein einzigartig und gibt ihm einen besonderen Charme.
Doch diese traditionelle Bauweise barg schon in früheren Zeiten eine große Gefahr: das Feuer!
In Zeiten, wo ein Feuer im Ofen, durch Kerzen und Laternen die einzigen Möglichkeit war, um Licht und Wärme zu erzeugen, war die Angst vor Bränden groß.
Der Nachtwächter machte es sich zur Aufgabe, den Menschen im Ort ruhige Nächte zu bescheren und wachte schon damals über „Foir und Liacht“. Er drehte nachts seine Runden im Dorf und sang mit lautstarker Stimme sein Nachtwächterlied:
„Ihr Baurn und Herrn loust auf und losst enk sogn, der Hommer der Uhr hot ocht Uhr gschlogn, gabt fleißig Ocht auf Foir und Liacht, dass uns Gott und unsre liabe Frau behiat – hot ocht Uhr g’schlogen: Gelobt sei Jesus Christus.“
In Obertilliach macht man es sich zur Aufgabe, Brauchtum zu erhalten. So dreht der Nachtwächter auch heute noch seine Runden. Allerdings ist er selten alleine unterwegs: Neugierige Touristen aus Nah und Fern begleiten den Nachtwächter gerne. Dabei dürfen ein nettes Gespräch und ein Schnapserl im einem der Dorfgasthäuser keinesfalls fehlen.
Einmal wöchentlich gibt es in Obertilliach eine Kinderrunde: Ausgestattet mit Mäntelchen, Hellebarde und Laterne machen sich schon die Kleinsten gemeinsam mit dem Nachtwächter auf den Weg.
Nach über 20 Jahren im Amt, hat der langjährige Nachtwächter Helmut Egartner im vergangenen Jahr seinen Nachtwächter-Ruhestand angetreten. Er war ein gern gesehener Gast bei vielen internationalen Nachtwächter- und Türmertreffen und durfte selbst im Jahr 2017 der Gastgeber einer solchen Veranstaltung in Obertilliach sein. In seine Fußstapfen tritt Josef Lugger, welcher die Tradition mit Leidenschaft weiterführt.